Edward Michael
„Mein lieber Freund,
Sie können sich nicht vorstellen, wie glücklich ich bin, diese schöne und bewegende Nocturne gehört zu haben. So echt und verfeinert im besten Sinne des Wortes. Ich bedauere, es so eilig auszudrücken – ich bin wirklich überlastet – aber Sie hören und so werden Sie wissen, wie glücklich ich wirklich bin.
Ich habe immer gewusst, dass Sie ein ‚Musiker‘ sind, aber hier offenbart sich ein neuer Aspekt ihrer Persönlichkeit. Das Orchester klingt so gut, und das erinnert mich an eine andere Partitur von Ihnen, dich ich in meinem Gedächtnis nicht einordnen kann. In die Traurigkeit, Sie nicht sehen zu können, mischt sich die Freude, eine neue Wende in ihrem Leben zu sehen, wie ich hoffe – die ersten Schritte sind die schwersten. Als Herr Barraud die Nocturne hörte, muss er sehr glücklich gewesen sein, sein Vertrauen in die Messe gesetzt zu haben.
Ich gratuliere Ihnen und bin wirklich nicht überrascht, sondern sehr glücklich. Und mit meinen Wünschen sende ich ganz stark den Wunsch, Sie bald zu sehen.
Wie immer,
Nadia Boulanger, 15 Dezember 1957“
„Das Wort Offenbarung, so oft strapaziert, erhält seine volle Wahrheit und Reinheit wieder, wenn man die Werke Edward Michaels hört, dessen musikalische „Gegenwart“ unbestreitbar ist. Dieser sympathische Künstler muss über den Satz Platons meditiert haben: ‘In der Kunst muss der Künstler immer das Ideal des Schönen gegenwärtig halten.’ Die Pariser Presse hat schon ausgezeichnet von diesem Komponisten gesprochen, dessen im Radio gesendete Messe warmen Beifall von begeisterten Musikliebhabern erhielt. Dieses Jahr stellte Herr Michael einem zahlreichen und begeisterten Publikum „Kamaal“ vor, eine märchenhafte Erzählung. Ein sehr fesselndes Werk, voller glücklicher, persönlicher Einfälle; der Autor wusste eine geschickte und subtile Atmosphäre eindringlicher Poesie zu schaffen. Ein Text, der mit dem Herzen geschrieben wurde und das Herz des Zuhörers berührt.
Man muss der Karriere von Herrn Michael, der in Amerika den Lili Boulanger Preis bekam, mit Aufmerksamkeit folgen; sie hält sicher sehr glückliche Überraschungen bereit.
Musiques, Mai 1958.
„Die Aufmerksamkeit der Musikwelt hat sich seit den beiden Aufführungen seiner Messe im französischen Radio (Messe für Chor, zwei Streichorchester, Celesta, Harfe, Glockenspiel und Schlaginstrumente) besonders auf Edward Michael gerichtet. Sagen wir es gleich, dass dieses Werk von hoher Inspiration nicht gleichgültig lassen kann. Und ich bestehe darauf, wobei ich das rot unterstreiche, dass diese Messe das echte Publikum nicht gleichgültig lassen kann – denn, kurz gesagt, die neue Musik ist nicht dazu da, nur den Musikkritikern zu gefallen!
Man ahnt bei diesem Komponisten wirkliches Ausdrucksvermögen, eine erstaunliche Originalität, die auf eine authentische Schöpferpersönlichkeit hinweist, und endlich profunde handwerkliche Kenntnisse.
Aber der Fall dieses Musikers erlaubt uns wieder einmal festzustellen, dass man nicht auf besagte Methoden der Avantgarde zurückgreifen muss, um eine neue Sprache oder eine Ausdrucksweise, die nicht die üblichen Formulierungen des Schreibens übernimmt, zu schaffen; ganz abgesehen davon, dass die Anwendung der Zwölftontechnik beispielsweise der Musik, die auf diesem System basiert, jede eindeutige Wesenhaftigkeit und den Komponisten, die naiv glauben, etwas Originelles zu schaffen, jede Persönlichkeit nimmt.
Dieser authentische schöpferische Geist, Edward Michael, kam in England als Kind orientalischer Eltern zur Welt und lebte bis zu seinem neunzehnten Lebensjahr in mehreren Gegenden des Orients (darunter Bagdad). Er studierte in London Violine und Komposition. Seine Lehrer waren Berthold Goldsmith, Matyas Seiber und in Paris Nadia Boulanger.“
Musique et Radio Ende 1961.
Ich würde gerne auch ein Wort über einen jungen Komponisten sagen, der durch seine Mutter orientalischer Herkunft ist: Monsieur Edward Michael! Dieser ist kaum 35 Jahre alt, und ich hörte seine Kammermusik zum ersten Mal. Wir, die wir vielleicht an die hundert Leute waren, hatten die Offenbarung eines Musikers! Es gibt da einen bemerkenswerten Versuch der Integration orientalischer Tonleitern in die abendländische Musik mit allem, was das an Geschmeidigkeit, Farbe und neuem Ausdruck mit sich bringen kann; aber über das hinaus, was nichts als ein raffinierter Exotismus sein könnte, übersetzte Edward Michael die tiefen Bewegungen einer Seele, die besonders auf die Höhen der philosophischen und religiösen Meditation gerichtet war, einer Seele auf der Suche nach Reinheit, von unendlicher Zartheit und lebendigem Frieden. Das schließt weder die Melancholie noch die Verzweiflung der Kreatur im Kampf für ihr Ideal aus, die unter ihren Niederlagen leidet und Gott anfleht, ihr zu Hilfe zu kommen, während sie sich ihm voller Hoffnung sanft anvertraut.
In der „Elegie“ und der „Prière“ für Ondes Martenot, in den „Trois Rituels“ für zwei Ondes und Tamburin oder im Lento des Trios für Violine, Bratsche und Cello gibt es Inspirationen, die Sie heftig ergreifen, findet sich diese besondere Gemütsbewegung, von der man weiß, dass sie aus der Schönheit herrührt.
Es gibt junge Instrumentalisten und andere, berühmte, die für ihr Repertoire nach Werken von Qualität suchen: sie werden Besseres als das bei Edward Michael finden. Wie wäre es mit einem öffentlichen Konzert, wo jeder selbst urteilen kann?“
Musikkritiker Jean Hamon, der in der Zeitschrift „Combat“, Juni 1954,
„Unabhängig von der großen Wertschätzung, die ich ihm wegen seiner außergewöhnlichen menschlichen Qualitäten entgegenbringe, hege ich die größte Bewunderung für seine Arbeit als Komponist.
Ohne sich von den verschiedenen zeitgenössischen Tendenzen beeinflussen zu lassen, vermittelt Herr Edward Michael den Eindruck einer vollkommenen Aufrichtigkeit, wobei er seine Kunst stets in den Dienst der Spiritualität stellt.“
Neuilly, den 8. Februar, 1965 Maurice Martenot, 1965.
Direktor der Ecole d’art Martenot, Professor am Conservatoire National Superieur de Musique de Paris,
„(…) Vielen Dank für den Hinweis auf die Messe von Edward Michael, die zur Mittagszeit gesendet wurde. Ich habe ihr mit so großer Aufmerksamkeit zugehört, dass ich gar nicht merkte, dass ich das ausgezeichnete Gericht zu genießen vergaß, das man mir serviert hatte (…) Sehen Sie darin keinen Vorwurf, auch kein Bedauern, sondern den Beweis, dass diese Messe durch ihre Aufrichtigkeit merkwürdig fesselnd ist. Und man empfindet da, was Sie ‘Erhebung des Geistes’ nennen. Daher vielen Dank.“
André Cadou, den Orchesterleiter
der Musique de la Comédie Française, 1956.
„… Das Programm von André Gonnet und John Mac Grew erlaubt, eine Sonate Edward Michaels zu würdigen; dieses, in Frankreich zum ersten Mal gespielte, Werk offenbarte uns einen jungen Komponisten, der nicht verachtete, die Sprache seinesgleichen zu sprechen, ohne um jeden Preis etwas Neues und Modernes machen zu wollen. Es ist möglich, in diesem Werk von solider Konstruktion einer Gedankenlinie zu folgen, und die Themen, die sich gar nicht scheuen, melodiös zu sein, werden durch volle Harmonien gestützt, die sie zur Geltung bringen.“
Dominique Machuel, Le Guide du Concert, Juin 1958
„In einem ausverkauften Saal stellte gestern Abend das Orchestre National im Théâtre des Champs Elysées drei neue Werke vor.
Zuerst „La Vision de Lamis Helacim“, ein kurzes symbolisches Stück von Edward Michael, geprägt von einem maßvollen Orientalismus, das großen Applaus bekam.
In England geboren, aber orientalischer Herkunft, ist Edward Michael dem Pariser Publikum schon durch eine Messe, – die bereits zweimal im Radio gesendet wurde –, sowie durch eine Symphonie für Streicher und durch mehrere Kammermusikwerke bekannt.“
Le Figaro, Dernières minutes, Janvier 1962.